Selbstverständlich sind sie auch an den Weihnachtsfeiertagen, an Silvester und Neujahr
unterwegs: Pflegedienste im Saale-Orla-Kreis

Wurzbach/Hirschberg/Schleiz. Schwester Frances ist immer zügig unterwegs, holt das Essen in
der Warmhaltebox, ein kurzer Blick auf die Liste der heutigen Auslieferungen, zack: Kofferraum
auf, das heiße Essen in der linken Hand, an der Tür klingeln mit der rechten Hand oder gleich die
Treppe hoch und dann: dieses strahlende Lächeln, diese echte Freude, dass sie kommt und ein
gutes Mittagessen bringt oder gleich mit der Pflege loslegt. Natürlich auch an Weihnachten. Und
natürlich bleibt auch Zeit für ein paar Worte, für ein „wie geht es Ihnen heute?“
„Ich arbeite gerne zu Weihnachten, weil es eine besondere Zeit ist“, sagt Frances Müller, die nach
beruflichen Erfahrungen in Gastronomie und Einzelhandel schließlich in der Pflege ihre Berufung
gefunden hat. Ja, Weihnachten in der Pflege ist besonders. Einerseits beschreiben es die
Pflegekräfte als etwas ganz Normales, dass sie an diesen Tagen arbeiten. Andererseits empfinden
viele eine besondere Emotionalität an diesen Tagen – Freude und Herzlichkeit, manchmal aber
auch etwas Traurigkeit darüber, dass manche Pflegepatienten auch zu Weihnachten in ihrem Haus
ganz allein sind.
„Wir Schwestern sind natürlich da“, erklärt Sandra Arnold vom Pflegedienst der Volkssolidarität
Regionalverband Oberland in Wurzbach wie selbstverständlich. Die „Schwestern“ sind auch den
Feiertagen fest für ihre Patientinnen und Patienten in der Wohnanlage Wurzbach und den Orten
der näheren Umgebung eingeteilt. Man kennt sich gegenseitig gut, gehört ja gefühlt beinahe zur
Familie. Besondere Vorlieben der Patienten werden beachtet; zum Beispiel, wer wo am liebsten
isst oder beim Fernsehprogramm. „Manche freuen sich sehr, wenn ich einen Märchenfilm im
Fernsehen einschalte“, erzählt Frances Müller.
„Ich schaue keine Märchen, da weiß ich ja, wie es ausgeht“, schüttelt Doris Meister amüsiert den
Kopf. „Ich mag lieber Krimis oder Sport.“ Die Seniorin zog vor drei Jahren aus Röttersdorf nach
Wurzbach in eine gemütliche Wohnung am Oßlaberg. Gerade hat ihr Schwester Sandra Arnold
einen süßen Weihnachtsgruß ihres Pflegeteams gebracht – Pfefferkuchen aus dem
Christopherushof in Altengesees – und mit ihr abgesprochen, welche schicken Pullover mit
Glitzerstreifen sie an den Weihnachtsfeiertagen anzieht. Doris Meister freut sich schon, wenn der
Neffe mit den Enkeln kommt.
„Sich schön anzuziehen für die Feiertage, ist vielen unserer Patienten sehr wichtig und wir helfen
gern dabei“, so Frances Müller. Bei vielen Frauen kommt auch die Frisöse kurz vor dem Fest
nochmal. „Ich will doch die Schönste sein“, verkündet Seniorin Renate Kreis mit einem herrlichen
Lächeln. Die Wurzbacherin genießt seit drei Jahren den Komfort in der Wohnanlage. Zum Service-
Wohnen gehören Angebote des Pflegedienstes, Hauswirtschaft und die Lieferung des Mittag-
Essens. Am ersten Feiertag gibt es Entenkeule mit Thüringer Klößen, am zweiten Feiertag
Hirschgulasch. Renate Kreis mag das Essen aus dem DRK-Pflegeheim in Bad Lobenstein. Die
Schwestern richten es ihr schön auf einem Teller an. Aus der Assiette, in der es geliefert wird, isst
sie nicht so gern.

„Hallo Elli“, ruft Frances Müller schon zur nächsten netten Dame ins Wohnzimmer. Elisabeth
Harnisch freut sich jedes Mal, wenn die Mitarbeiterinnen des Pflegedienstes kommen. Zum
Beispiel das Anziehen der Kompressionsstrümpfe gelingt ihr alleine nicht mehr – sie bekommt
Leistungen der Grundpflege. In ihrem Wohnzimmer hat sie immer ihre ganze große Familie bei sich
– auf schönen Bildern, die an der Wand über der Couch hängen. Auch von einem Sofakissen
lachen ihr die Kinder und Enkelkinder entgegen. „Das ist mir sehr wichtig“, erklärt die Seniorin.
„Mit einigen Patienten sprechen wir darüber, wie sie in ihrer Familie Weihnachten am liebsten
verbracht haben und was gegessen wurde“, erzählt die Schleizer Pflegedienstleiterin Kristin
Lamer. „Einmal habe ich dann eine Portion Linsensalat zum Kosten bekommen, das war richtig
lecker.”
Probleme, die Dienste zu Weihnachten und Silvester zu besetzen, hatte die Pflegedienstleiterin
nicht. „Manche wollen lieber zu Weihnachten arbeiten, manche lieber am Neujahrstag. Meist wird
abgewechselt – ein Jahr so, ein Jahr so“, erklärt Kristin Lamer. Sie selbst habe die Dienste zu
Weihnachten auch immer gern gemacht. „Man kann sich doch etwas mehr Zeit nehmen, weil
einige Aufgaben von Angehörigen übernommen werden“, so die Ziegenrückerin.
Und so selbstverständlich wie es für den Pflegedienst ist, den Patientinnen und Patienten ein
kleines Geschenk zu überreichen – in diesem Jahr ist es in Schleiz ein Weihnachtsstern – so
selbstverständlich ist es für die Patienten und deren Familien, sich mit kleinen Gesten und oft ein
paar Süßigkeiten bei den Pflegerinnen und Pflegern zu bedanken.
Einen schönen Weihnachtsstern bekam auch Marianne Wilke in Schleiz. Die 89-Jährige ist
dankbar, dass Sie den Pflegedienst und dreimal pro Woche eine Tagespflege in Schleiz hat. „Wie
die einem helfen, das ist wirklich toll. Ich bin richtig dolle zufrieden“, sagt sie. Sie weiß aber auch,
dass nicht alle Patienten so freundlich sind wie sie. „Ich hätte nie glauben wollen, dass es
Menschen mit so schlechten Manieren gibt. Da können einem die Pfleger auch manchmal leid
tun“, so die Schleizerin nach ihren Erfahrungen bei einer Reha-Kur.
Richtig froh, wenn die Pflegerin kommt, ist auch Otto Nebelung, der im Seniorenhaus Hirschberg
lebt. Vier Mal täglich bekommt er eine Insulinspritze – also eine Behandlungspflege nach
ärztlicher Anordnung. „Selbstverständlich bekommt er die Pflege auch an den Weihnachtstagen“,
betont Claudia Müller vom Pflegeteam Hirschberg. Selbstverständlich gibt es auch eine Mittag-
Essen-Versorgung an Feiertagen – ob Neujahr, Ostern, Pfingsten oder Weihnachten. Claudia
Müller kümmert sich in Hirschberg um die Bestellungen. An den Weihnachtsfeiertagen kommt
diesmal eine Entenkeule auf den Tisch im Seniorenhaus in Hirschberg. „Das ist ein Lieblingsessen“,
weiß Claudia Müller, die – selbstverständlich – zu Weihnachten im Dienst ist.


Brit Wollschläger
Volkssolidarität Regionalverband
Oberland e.V.

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